In der Schweiz ist der Advent die Zeit der Kerzen, Kränze, Äste, Lichterketten, Adventskalender und Samichläuse. In andern europäischen Ländern ist die Vorweihnachtszeit auch mit Kobolden, Gnomen, Hexen, Weihnachtszwergen und Väterchen Frost verbunden.
Seit es den Advent gibt, ist dieser bei Christen als Vorbereitungszeit auf die Geburt von Jesus gedacht. Da ist es eigentlich erstaunlich, wie sehr sich die Traditionen im Advent unterscheiden, sogar im heutigen Europa.
Von Kobolden, Hausgeistern, Gnomen und Hexen
Es gibt Brauchtum im Advent, das recht wenig mit dem Christentum gemein hat. So z. B. in Dänemark, wo Kobolde, die so genannten „Julenisse“, zur Adventszeit gehören und die Leute bis Weihnachten mit Streichen in Atem halten. Schon netter sind da die schwedischen Hausgeister „Tomte“, die während der Vorweihnachtszeit beim Basteln, Putzen und Backen helfen. Als Dank stellen ihnen schwedische Kinder süssen Milchbrei vor die Haustür. In Estland spielen während der Adventszeit Gnome und Hexen eine wichtige Rolle. Die Gnome beschenken die Kinder fast täglich mit Früchten und Süssigkeiten, während die Hexen in den Häusern nach schmutzigen Besen suchen. Sobald sie einen finden, können sie damit fliegen, Unfug treiben und die Esten ärgern. Das kann man nur so verhindern, dass man alle Besen rechtzeitig säubert. Denn mit sauberen Besen können Hexen offenbar nicht fliegen. Besonders Kinder putzen eifrig, weil sie für diese Arbeit eine Belohnung bekommen.
Apropos Hexen: In Italien gibt es die alte Befana. Sie kommt am Dreikönigstag durch den Schornstein und bringt braven Kindern Süssigkeiten, bösen hingegen Asche und Kohle. Wieso aber trifft man in der Weihnachtszeit im Brauchtum vieler Länder Hexen an? Ganz einfach: In der Antike feierte man um die Wintersonnenwende herum die Wiedergeburt der Natur, und zwar durch eine heidnische Repräsentantin von „Mutter Natur“. Diese stellte man sich meist als alte Frau oder Hexe vor, die das alte Jahr symbolisierte und mancherorts auf einem Besen durch die Luft ritt. In Italien wurde aus der alten Frau eine „gute Hexe“, welche kleine Geschenke verteilt, um so symbolisch den Samen für gute Taten im neuen Jahr zu säen.
Vassilius, Väterchen Frost und Schneeflocke statt Samichlaus
Nicht überall bringt am 6. Dezember der Samichlaus, Heilige Nikolaus oder Sinterklaas Geschenke. Denn griechische Kinder werden erst zum Neujahrstag verwöhnt, wenn ihnen in der Nacht zum 1. Januar der Heilige Vassilius Süssigkeiten und andere Gaben vors Bett legt. Auch in Russland müssen sich Kinder bis zum Jahresende gedulden. Denn dann kommt Väterchen Frost zusammen mit seiner Gehilfin „Schneeflöckchen" (Snegurotschka). Im ganzen Land werden die beiden mit fröhlicher Musik begrüßt. Wenn Väterchen Frost erscheint, stampft er zur Begrüssung mit seinem Wanderstab – einem grossen künstlichen Eiszapfen – fest auf den Boden. Bevor die Kinder Ihre Geschenke bekommen, sagen sie kleine Gedichte auf oder tanzen um einen Weihnachtsbaum.
Ein „kleiner Scheisser“ als Krippenfigur
Tja, und dann sind natürlich auch Krippen wichtig, beispielsweise in Spanien. Eine Besonderheit gibt’s hier in Katalonien, und zwar in Form des „Caganer“ (katalanisch für „kleiner Scheisser“). Das ist eine eigenwillige Krippenfigur aus dem katalanischen Kulturkreis, die einen Jungen mit heruntergelassener Hose darstellt. Der Ursprung dieser Tradition wird im 17. Jahrhundert vermutet. Üblicherweise wird der Caganer unauffällig und abseits des Stalls mit der Heiligen Familie positioniert. Aber der Grund, eine Figur in die „heilige Szenerie“ aufzunehmen, die ganz offensichtlich ihren Darm entleert, ist nicht bekannt. Tatsache ist allerdings, dass selbst die katholische Kirche in Spanien die Anwesenheit des Caganer in der Weihnachtskrippe akzeptiert.
Countdown: Mal schimmernd, mal duftend oder märchenhaft
Während wir als Zählhilfe bis Weihnachten den Adventskalender kennen, gehört für dänische Kinder die Kalenderkerze zur Adventszeit. Auf ihr sind die einzelnen Tage bis Weihnachten mit Strichen oder Zahlen markiert; und deshalb lässt man die Kerze jeden Tag nur bis zur jeweiligen Markierung abbrennen. In Norwegen hingegen bestecken Kinder eine Orange mit 24 Gewürznelken und ziehen anschliessend jeden Tag eine davon heraus. Am spannendsten scheint es in Island zu sein. Denn dort sind es die dreizehn „Weihnachtszwerge von den Bergen“, die den Kindern die Zeit bis Weihnachten vertreiben und auch kleine Geschenke bringen. Der erste Weihnachtszwerg taucht 13 Tage vor Heiligabend auf, der letzte am 24. Dezember.
Festlich, besinnlich, natürlich: Wie es euch gefällt …
Wir zählen die Tage bis zum Weihnachtsfest mit den vier Kerzen des Adventskranzes, anderswo kann das anders sein. Eins ist allerdings sicher. Ob man die Adventszeit nun mit Kerzen, Tannengrün, Engeln, Sternen und Christbaumkugeln mag oder lieber „Alice im Wunderland“ spielt und sich mit einem Märchenland samt Feen und Elfen umgibt: Erlaubt ist alles, was gefällt. Liebevoll ausgewählte Accessoires sind jedenfalls ein Renner, und sie machen aus Advents- und Türkränzen, aus Weihnachtssternen, Christrosen, Amaryllis & Co. das ganz individuelle, persönliche Highlight.